Der Otto Mauer Fonds vergibt den mit 11.000 Euro dotierten Preis heuer zum 44. Mal. Prämiert wird das gesamte bisherige Werk einer Künstlerin oder eines Künstlers unter 45 Jahren. Die diesjährige Preisträgerin ist die in Wien geborene, lebende und arbeitende Künstlerin Cäcilia Brown.
Der Preis ist mit € 11.000 dotiert und mit einer Ausstellung im JesuitenFoyer verbunden. Im Interesse der Fortführung der Sammlung Otto Mauer im Dom Museum Wien kauft der Otto Mauer Fonds eine Arbeit der Preisträgerin an.
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Presseinformation Msgr. Otto Mauer Preis 2024
Cäcilia Brown Biographie
Künstlerisches Werk Cäcilia Brown
Informationen zu Cäcilia Brown
www.caeciliabrown.net
Preisverleihung
Der Msgr. Otto Mauer Preis 2024 wurde Dr. Nikolaus Krasa, Generalvikar der Erzdiözese Wien, am Donnerstag, den 28. November 2024 in den Festräumen des Erzbischöflichen Palais, Wollzeile 2, 1010 Wien an Cäcilia Brown übergeben.
Begründung der Jury
Die Jury des Msgr. Otto Mauer Preises für bildende Kunst 2024, bestehend aus Heike Eipeldauer (Stellvertreterin der wissenschaftlichen Geschäftsführung, mumok), Verena Kaspar-Eisert (Chefkuratorin, MuseumsQuartier), Maruša Sagadin (Künstlerin, Msgr. Otto Mauer Preisträgerin 2022), Johanna Schwanberg (Direktorin, Dom Museum Wien), Pater Gustav Schörghofer SJ und Martin Walde (Künstler, Msgr. Otto Mauer Preisträger 1991), entschied, den diesjährigen Msgr. Otto Mauer Preis für bildende Kunst Cäcilia Brown zuzuerkennen.
„Cäcilia Browns vielgestaltiges skulpturales Werk überzeugte die Jury in mannigfaltiger Weise: Herausragend erschien ihr der komplexe Umgang Browns mit diversen Materialien und Texturen und der darin verkörperten politischen Dimension sowie der Bezug der skulpturalen Setzungen zum menschlichen Körper im reziproken Verhältnis zu dem ihn umgebenden architektonischen Raum. Ihre unverkennbaren, gleichermaßen formal präzise gestalteten wie selbstverständlich erscheinenden Skulpturen weisen eine außergewöhnliche sinnliche Präsenz auf und treten in Dialog mit unterschiedlichen gesellschaftlichen Handlungsfeldern.
Durch die Verwendung von Versatzstücken aus der städtischen Infrastruktur, wie Straßensperren, Brückenteilen oder Schienen, stellt Brown einen Bezug zum urbanen Raum her. Die Beschäftigung mit dieser Form der Öffentlichkeit, ihren Ordnungen und Hierarchen sowie ihren sozialen und politischen Parametern und sozialen Ausgrenzungsmechanismen, ist ein Hauptaugenmerk ihrer künstlerischen Praxis: Die Infrastruktur, die das menschliche Leben unterstützen soll, erweist sich als Bedingung für menschliche Existenz.
Die Künstlerin verwendet harte, grobe und schwere Materialien wie Beton, Stahl, Ziegel, aber auch Holz, Wachs und Keramik. Sie nutzt Fundstücke, beispielsweise massive alte Dachbalken, die weiterbearbeitet und mit gefertigten Objekten zu raumgreifenden Skulpturen gestaltet werden. Der ursprüngliche Verwendungszweck der Werkstoffe bleibt spür- und sichtbar. Neben diesem konstruktiven Umgang schafft Cäcilia Brown aber auch durch destruktive Vorgänge, z. B. Verformung oder Verbrennung, Neues. Die entstehenden Objekte zeichnen sich trotz der massiven, abgenutzten Ausgangsstoffe durch eine überraschende Leichtigkeit und Fragilität aus. In der Kombination der Werkstoffe entstehen bewegte Oberflächen von oftmals malerischer Qualität.
Eine wichtige Rolle für die Entstehung von Cäcilia Browns Arbeiten bildet das Verhältnis von Drei- und Zweidimensionalität, was sich in der Einbindung von Fotografie manifestiert. Bestandteil des Entstehungsprozesses ist auch ein dialogisches Prinzip, das Führen von Gesprächen, um Geschichten zu erfahren, die dann wiederum Browns Skulpturen mitformen.
Als bemerkenswert konstatierte die Jury auch Browns subtil-pointierten, mitunter auch humoristischen Umgang mit Sprache, der sich u. a. in den assoziativ-poetischen Titeln mainifestiert, so heißen ihre Objekte oder Serien etwa Intercity. Willkommen im Parlament (2013), Problemwalze (2015), Aus der Serie der leichten Mädchen: die Kupferdiebin (2017), nun entschuldigen sie mir, ich bin hier (2012) oder Über die Männersteuer (2017). Durch dieses differenzierte Spiel zwischen Objekten und ihren Titeln eröffnet sich ein weiterer Bedeutungsraum.
02_Cäcilia Brown_OM_2024.jpg Cäcilia Brown, Aus der Serie Leichte Mädchen: Gelegenheitsdame, 2017 Mobile WC-Anlage auf Anhänger, Stahl, Holz Courtesy Wagenplatz Treibstoff Foto: Manfred Thumberger |
Ausstellung im JesuitenFoyer
Vom 19. Dezember 2024 bis 1. Februar 2025 zeigt die Msgr. Otto Mauer Preisträgerin 2024 Cäcilia Brown ausgewählte Arbeiten im JesuitenFoyer in der Bäckerstraße 18, 1010 Wien.
Die Eröffnung findet am Mittwoch, den 18. Dezember 2024 um 18 Uhr statt. Öffnungszeiten sind jeweils am Donnerstag und Freitag in der Zeit von 16 bis 18 Uhr und am Samstag in der Zeit von 11 bis 13 Uhr.
Zwischen 24. Dezember 2024 und 6. Jänner 2025 ist die Ausstellung geschlossen.
Eintritt frei.
Bisherige Preisträger:innen
Seit 1981 verleiht der Otto Mauer Fonds der Erzdiözese Wien den Msgr. Otto Mauer Preis für bildende Kunst. Der Fonds wurde von Kardinal Dr. Franz König und dem Erben Msgr. Otto Mauers, Prälat Dr. Karl Strobl, gegründet. Aufgabe der Einrichtung ist es, das besondere Anliegen von Monsignore Otto Mauer, den Dialog zwischen Kirche, Kunst und Wissenschaft lebendig zu halten und weiterzuführen.
Folgende Künstler:innen haben den Msgr. Otto Mauer Preis für bildende Kunst erhalten:
Alfred Klinkan (1981), Gottfried Mairwöger (1982), Erwin Bohatsch (1983), Erwin Wurm (1984), Gunter Damisch (1985), Franz West (1986), Gustav Troger (1987), Peter Kogler (1988), Brigitte Kowanz (1989), Christoph Luger (1990), Martin Walde (1991), Lois Renner (1992), Heimo Zobernig (1993), Tobias Pils (1994), Maria Hahnenkamp (1995), Otto Zitko (1996), Aglaia Konrad (1997), Gregor Zivic (1998), Manfred Erjautz (1999), Florian Pumhösl (2000), Michael Kienzer (2001), Dorit Margreiter (2002), Simon Wachsmuth (2003), Esther Stocker (2004), Jun Yang (2005), Bernhard Fruehwirth (2006), Ursula Mayer (2007), Isa Rosenberger (2008), Siggi Hofer (2009), Katrina Daschner (2010), Kamen Stoyanov (2011), Ralo Mayer (2012), Luisa Kasalicky (2013) Nilbar Güreş (2014), Catrin Bolt (2015), Andreas Fogarasi (2016), Toni Schmale (2017), Anna Witt (2018), Alfredo Barsuglia (2019), Barbara Kapusta (2020), Katrin Hornek (2021), Maruša Sagadin (2022) und Belinda Kazeem-Kamiński (2023).
In den vergangenen 44 Jahren waren insgesamt rund 120 prominente Vertreter:innen aus dem zeitgenössischen Kunstbereich – Künstler:innen, Kurator:innen, Museumsdirektor:innen und Journalist:innen – in der alljährlich wechselnden Jury vertreten.
03_Cäcilia Brown_OM_2024.jpg Cäcilia Brown, Aus der Serie Leichte Mädchen: Die Gewerkschafterin, 2020 Emaillierter Stahl, Keramik, Stahl, Wachs © Cäcilia Brown |
Otto Mauer Fonds Projektförderung 2024
Neben der jährlichen Vergabe des Msgr. Otto Mauer Preises fließt der weitaus größte Teil der Mittel des Otto Mauer Fonds in Projektförderungen in den Bereichen bildende Kunst, Film, Musik, Theater, Wissenschaft und Erwachsenenbildung. 2024 waren dies u.a. folgende Projekte:
2024 förderte der Otto Mauer Fonds u.a. die künstlerischen Arbeiten von Manfred Erjautz, Anna Hirschmann, Barbara Kapusta, Carola Mair (Filmessay zu Bodo Hell), Veronika Merklein, Clara Oppel, Anja Ronacher, Anna Rot und Gisela Stiegler („Purple Column“ in der Wiener Jesuitenkirche).
Als Kunst im öffentlichen Raum wurde ein Erinnerungsprojekt von Bele Marx und Gilles Mussard zum Genozid in Ruanda gefördert und im musikalischen Feld die Komposition für Orgel und Liveelektronik von Peter Jakober.
Im Bereich Theater wurde die neue Produktion des Kollektivs „Kreativ am Werk“ mit Christian Suchy und das interdisziplinäre Community Projekt „Du, an deinem Ort“ gegen Krieg und Faschismus unterstützt.
Darüber beteiligte sich der Otto Mauer Fonds finanziell an der Produktion einiger Kunst- und Kurzfilme, beispielsweise „Mosquito“ Varvara Garib von zum Thema der Trauerverarbeitung und „Alles ist relativ“, ein Film der Individualität und Vielfalt von Demenz thematisiert.
2024 wurde auch die von Msgr. Otto Mauer Preisträger Siggi Hofer kuratierte Ausstellung „HEREAFTER“ im Kunstverein Schattendorf und die Einzelausstellung von Hana Usui im JesuitenFoyer finanziell unterstützt.
Aus den eingereichten Publikationen entschied sich der Otto Mauer Fonds u.a. für eine Graphic Novel auf den Spuren von Franz Jägerstätter, das „Notschlafstellentagebuch“ von Christoph Srb, das Künstlerbuch von Micha Payer, eine Dokumentation über 20 Jahre Kulturdrogerie und die Publikation „Reflecting Oil“ von Ernst Logar. Darüber hinaus werden die jeweils ersten Monografien von Jelena Micićs, Katharina Stiglitz, Lukas Thaler und Lea Titz finanziell unterstützt.
In der Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses wurde im Jahr 2024 die interdisziplinäre Sommerakademie „Menschenbilder“ der Studienstiftung PRO SCIENTIA finanziell gefördert sowie im wissenschaftlichen Bereich das Forum St. Stephan in der Gesprächswoche „Evolution im Anthropozän“ und das Symposion „Über Naturalismus und Spiritualität – im Gespräch mit Thomas Metzinger“.
Die einzelnen Projekte wurden mit 500 bis 10.000 Euro teilfinanziert.
00_Cäcilia_Brown_Portrait_OMP_2024.jpg Cäcilia Brown © Anthony Brown |
04_Cäcilia Brown_OM_2024.jpg Cäcilia Brown, Aus der Serie Leichte Mädchen: Die Hebamme, 2020 Emaillierter Stahl, Keramik, Stahl, Wachs Courtesy Wien Museum |
05_Cäcilia Brown_OM_2024.jpg Cäcilia Brown, Die Lehnende, 2018 Beton, Dachbalken, Silikon, Sthal, Wachs, Klebeband © Cäcilia Brown |
06_Cäcilia Brown_OM_2024.jpg Cäcilia Brown, Die Markler, 2018 Beton, Dachbalken, Stahl, Wachs © Iris Ranzinger |
07_Cäcilia Brown_OM_2024.jpg Cäcilia Brown, Baumhaus, 2018 Beton, Dachbalken, Wachs © Iris Ranzinger |
08_Cäcilia Brown_OM_2024.jpg Cäcilia Brown, Kopflose Taube, 2018 Keramik Stahl, Lack, Gummiräderr ©Iris Ranzinger |
09_Cäcilia Brown_OM_2024.jpg Cäcilia Brown, Die Versehrte, 2018 Dachbalken, Stahl, Zementfliesen Courtesy Gabriele Senn © Iris Ranzinger |
10_Cäcilia Brown_OM_2024.jpg Cäcilia Brown, Der Altmieter, 2018 Dachbalken, Taubendreck, Stahl Courtesy Gabriele Senn © Iris Ranzinger |
12_Cäcilia Brown_OM_2024.jpg Cäcilia Brown, Balancing Fossily an Fumes, 2024 Keramik, mit Gasofen gebrannt, rediziert, Hinoki- und Zypressenholz, Fossilien Courtesy Shin Yi © Chin Chin Pottery, 2024 |
Organisation
Otto Mauer Fonds
MMag. Lisa Simmel MA, Geschäftsführerin
Währinger Straße 2–4, 1090 Wien
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Presse
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